Allergien können an verschiedenen Organen in Erscheinungen treten: im Wesentlichen an der Haut (z.B. mit Quaddeln) und den Schleimhäuten (u.a. mit Niesreiz, Augentränen), Atemwegen (z.B. Asthma, Luftnot), Magen-Darm-Trakt und Herz-Kreislaufsystem. Unter Anaphylaxie versteht man dabei eine akute und potenziell lebensbedrohliche allergische Reaktion, die gleich mehrere Organsysteme miteinbezieht. Diese Reaktionen treten meist unmittelbar nach dem Kontakt mit dem jeweiligen Auslöser auf und werden daher auch Soforttypreaktion genannt.
Nahrungsmittel zählen dabei zu den häufigsten Auslösern einer Anaphylaxie im Kindesalter. Aus Voruntersuchungen ist bekannt, dass bei Kleinkindern Milcheiweiß und Hühnerei häufige Auslöser sind, während Anaphylaxien im Schulalter häufiger durch Erdnüsse und Baumnüsse ausgelöst werden.
Aktuelle Studien (Couratier P et al, Allergy Asthma Clin Immunol) untersuchten in diesem Zusammenhang exemplarisch, welchen Einfluss eine Erdnussallergie auf die Lebensqualität haben kann – für das Kind, ebenso wie seine Eltern:
Angst, Verunsicherung und Frustration sind dieser Untersuchung nach die beherrschenden Gefühle sowohl bei den Eltern, als auch den betroffenen Kindern und Jugendlichen mit einer Allergie. Entsprechend groß ist auch der Schatten, den die Allergie auf die täglichen Aktivitäten und das soziale Leben aller Beteiligten wirft. Die Mehrheit der Befragten gab hier an, diese Einschränkungen und Belastungen nicht nur im Rahmen privater Anlässe, in denen Essen gereicht wird, zu erleben. Vielmehr beeinflusst die Allergie auch den Gang zur Schule, das Nutzen öffentlicher Transportmittel, ja sogar Urlaubsreisen.
In diesem Zusammenhang zeigte eine andere Untersuchung (Acaster S et al, Allergy Asthma Clin Immunol), dass die elterliche Angst vor einer allergischen Reaktion bei ihrem Kind umso größer ist, je schwerer ausgeprägt die Erdnussallergie ist.
Diese Zahlen verdeutlichen zweierlei: Nachdem Verdachtsfälle einer Allergie oftmals nicht oder nicht abschließend abgeklärt sind, sollte bei entsprechenden Hinweisen stets eine gezielte Diagnostik erfolgen – auch um unbegründete Diäten (nach dem Prinzip: „Alles weglassen“) zu vermeiden.
Die Identifikation eines auslösenden Allergens ist aber auch eine wesentliche Voraussetzung für eine umfassende Beratung und strukturierte Schulung von Kindern und Eltern.
Meine Erfahrung als zertifizierter Anaphylaxietrainer ist es, dass gerade die Anwendung eines Notfalles ausführlich erläutert und praktisch angeleitet werden sollte. Ziel ist es, Angst und Verunsicherung durch Wissen und Kompetenz zu ersetzen.
Denn nur so wird das Leben nicht nur von Einschränkungen bestimmt, sondern kann von allen Beteiligten wieder aktiv mitgestaltet werden – trotz Allergie.
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