KIDZ SKIN Andreas Weins Kinder- und Jugenddermatologe Ulm. Hautarzt 
 für Kinder im Raum Augsburg, Stuttgart und Günzburg.

MUTTERMALE BEI KINDERN

Muttermal, Pigmentmal, Nävus – was ist das?

Mutter- oder Pigmentmale -in der Fachsprache auch melanozytäre Nävi genannt- stellen eine gutartige Vermehrung von Pigmentzellen (Melanozyten) dar. Zu unterscheiden sind hier angeborene Nävi von erworbenen Muttermalen.

Angeborene Muttermale

Angeborene Muttermale treten bereits bei bzw. kurz nach Geburt in Erscheinung. Aufgrund ihrer anderen Biologie erfordern sie auch ein anderes Management. Hier entscheidet vor allem die Größe, Anzahl und ggf. weitere Auffälligkeiten (z.B. „Satelliten“), ob eine weiterführende Diagnostik erforderlich ist und in welchen Abständen Kontrollen sinnvoll sind.

Erworbene Muttermale

Anders ist dies bei erworbenen Muttermalen, die erst im Laufe des Kleinkindesalter auftreten. Ihre Anzahl nimmt bis zum frühen / mittleren Erwachsenenalter zu und sie sind grundsätzlich kein Grund zur Beunruhigung. Angesichts der zunehmenden medialen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für den schwarzen Hautkrebs (Fachbegriff: malignes Melanom), sorgen Muttermale bei Kindern immer wieder auch für Verunsicherung auf Seiten der Eltern.

Brauchen Kinder ein Hautkrebsscreening?

Unauffällige Muttermale bei einem an sich gesunden Kind bedürfen keiner festen Kontrolle.
Kontrollbedarf kann jedoch gegeben sein – beispielsweise bei chronischen Erkrankungen (z.B. Bluterkrankungen) oder dauerhafter Einnahme bestimmter Medikamente (insbesondere Immunsuppressiva), ebenso bei entsprechender familiärer Veranlagung für Tumorerkrankungen.

Besondere Aufmerksamkeit erfordern auch rasch (d.h. innerhalb von Wochen bis wenigen Monaten) entwickelnde Nävi, sowie Muttermale mit rascher Veränderungstendenz oder z.B. Blutungsneigung.

Daher macht es Sinn, die Haut eines Kindes -einschließlich vorliegender Muttermale- auch als Eltern lose, aber regelmäßig zu inspizieren. Aber: auf was ist hier allgemein zu achten?

Das A-B-C-D-E

Um ungewöhnliche / auffällige Muttermale zu erkennen, bedient man sich der allgemein bekannten A-B-C-D-E-Regel. Unter dieser Abkürzung fassen sich kurzfristig kontrollbedürftige Veränderungen zusammen:

A | Asymmetrischer Aufbau

B | Begrenzung: unregelmäßig

C | Color (engl.: Farbe): Mehrfarbigkeit 

D | Durchmesser > 6mm

| Evolution (engl.: Entwicklung)

Wichtige Unterschiede bei Kindern

Die ABCDE-Kriterien sind gebräulich im Erwachsenenalter und geben auch Orientierung für ein strukturiertes Vorgehen bei Kindern – obgleich es hier doch Unterschiede gibt. Weil Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, gibt es zusätzliche Kriterien, die bei der Beurteilung kindlicher Muttermale herangezogen werden.

Wichtig für das elterliche Auge ist hier zu wissen: Auffällige Muttermale im Kindesalter sind nicht unbedingt immer braun oder schwarz, sondern nicht selten einfarbig (rot/rötlich). Was aber nicht heißen soll, dass jeder „rote Punkt“ kontrollbedürftig ist. Denn viele entzündliche Hautveränderungen gehen ebenfalls mit roten Verfärbungen einher. Diese treten dann meist in gehäufter Anzahl auf (‚Ausschlag‘) und klingen dann auch innerhalb von Tagen bis Wochen wieder ab.

Das hässliche Entlein

Das auffällige Muttermal präsentiert sich dagegen nicht selten als ‚hässliches Entlein‘, d.h. es tanzt in Farbe / Form / Entwicklung (rasches Wachstum, Verhärtung, Blutung) aus der Reihe. Im englischen spricht man hier auch vom so genannten „ugly duckling sign“. Daher macht es bei der Beurteilung von Muttermalen -wie auch allgemein in jeder Sprechstunde- immer Sinn sich den gesamten Körper anzusehen.

Die Auflichtmikroskopie

Das Einbeziehen der Auflichtmikroskopie (Dermatoskopie) gibt die eigentlich wichtigen Hinweise für die Einordnung von Muttermalen. Mit diesem speziellen Mikroskop, das aussieht wie eine Lupe, kann man sogar durch die Hautoberfläche hindurch auf die tiefer liegenden Hautschichten blicken. So kann die genaue Verteilung des Pigments, mögliche Gefäße und viele weitere Merkmale des Muttermals beurteilt werden. Sie entscheiden in der Zusammenschau dann darüber, ob ein Pigmentmal als auffällig (‚atypisch‘) oder unauffällig gilt. Sind Kontrollen angezeigt, so erlaubt die Videodermatoskopie (eine Art Fotoaufnahme des mikroskopischen Befundes) einen Vergleich in üblicherweise 8-12 Wochen, ggf. auch längeren Abschnitten.
Die auflichtmikroskopische Beurteilung erfordert ärztlicherseits nicht wenig – nämlich: einen geschulten Blick und viel, viel Erfahrung. Doch von unseren jungen Patienten ist nicht mehr gefragt als einen Augenblick Geduld – denn die Auflichtmikroskopie tut überhaupt nicht weh. Dazu bietet sie nicht selten sogar für Kind und Eltern interessante Einblicke, über die zu Hause oder im Kindergarten gesprochen wird.

Photo by Balmer Rosario on Unsplash

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