KIDZ SKIN Andreas Weins Kinder- und Jugenddermatologe Ulm. Hautarzt 
 für Kinder im Raum Augsburg, Stuttgart und Günzburg.

OH (W)EI: HÜHNEREIALLERGIE

Die Hühnereiallergie zählt zu den häufigsten Formen der Nahrungsmittelallergie bei Kindern

Hühnerei zählt nach Kuhmilch bei Säuglingen und Kleinkindern als das zweit häufigste Nahrungsmittelallergen. Die Häufigkeit der Hühnereiallergie liegt zwischen 0,04 – 2,5%. Bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist die Hühnereiallergie dagegen sehr selten.
Bei einer Hühnereiallergie reagiert der Körper auf bestimmte Bestandteile (Allergen) des Hühnereiweiß, die vorwiegend im Eiklar, aber auch im Eigelb enthalten sind. Manche dieser Allergene sind hitzeempfindlich, andere dagegen trotzen auch höheren Temperaturen beim Kochen und Backen. Daher kommt es auch vor, dass mache Allergiker einzelne Verarbeitungsformen (z.B. Kuchen) vertragen.

Die Allergie kann sich durch verschiedene Symptome äußern

Anaphylaxie

Die Symptome einer Hühnereiallergie treten in der Regel kurze Zeit (Sekunden-Minuten) nach Verzehr auf. Man spricht daher auch von einer Allergie vom Soforttyp. Hier kann es zu Symptomen an der Haut (Juckreiz, Quaddeln, Schwellungen), Magen-Darm-Trakt (Übelkeit, Erbrechen), Atemwegen (Atemnot) oder Kreislauf kommen. Je nach Anzahl der betroffenen Organsysteme und Symptome werden unterschiedliche Schweregrade unterteilt. Man spricht bei dieser Form der Allergie auch von einer Anaphylaxie.

Magen-Darm-Beschwerden

Eine andere Form der Allergie ist das sog. FPIES (Food Protein-Induced Entercolitis Syndrome). Hier sind die Beschwerden auf den Magen-Darm-Trakt beschränkt mit: Übelkeit, Erbrechen, blutige Stühle.

Neurodermitis

Häufig betrifft die Hühnereiallergie Kinder mit Neurodermitis. Hier ist die Hühnereiallergie jedoch nicht Ursache, sondern vielmehr Begleiterscheinung. Der Kontakt zu Hühnerei verstärkt in diesem Fall die Ekzeme. Weil es sich bei Hühnerei um ein Grundnahrungsmittel handelt, besteht regelmäßig, wenn nicht gar täglich Kontakt dazu. Im Falle einer Allergie lässt sich damit auch ein entsprechender Einfluss auf die Haut feststellen, weil durch die regelmäßige Zufuhr auch die Ekzeme beständig von Neuem angefacht werden. Schwere und hartnäckige Ekzeme, die sich trotz Basis- und werkstoffhaltiger antientzündlicher Therapie nicht kontrollieren lassen, können damit Hinweis für eine spezifischen Verstärkungsfaktor sein. Im frühen Kindesalter kommen nicht nur, aber auch Nahrungsmittel wie Hühnerei in Betracht. Die Abklärung eines entsprechenden Verdachts sollte in Absprache mit dem Arzt / Ärztin und ggf. Ernährungsfachkraft erfolgen. Auslass- oder Radikaldiäten ohne begründeten Verdacht können nicht empfohlen werden, da sie die Nährstoffzufuhr von Mutter und Kind gefährden können. Und mehr noch: unbegründete Meidungsstrategien können die Entwicklung einer Allergie scheinbar sogar selbst erhöhen.

Inzwischen mehren sich nämlich die Hinweise, dass die Entstehung von Nahrungsmitteliallergien im frühen Kindesalter durch die gestörte Hautbarriere begünstig wird: indem kleinste Spuren über die entzündete (damit durchlässige / „offene“) Haut in den Körper gelangen. Eine gute Ekzemkontrolle ist auch aus allergologischer Sicht im frühen Kindesalter wichtig.

Die Prognose der Hühnereiallergie ist gut

Erfreulich ist, dass sich die Hühnereiallergie bei den meisten Kindern innerhalb weniger Jahre zurückbildet. Bis zu 90% der vormaligen Ei-allergischen Kinder vertragen bis zum 5-.7.Lebensjahr Hühnerei wieder. Durch eine Nahrungsmittelprovokationstestung lässt sich austesten, ob kleine Mengen vertragen werden und damit die Toleranz aktiv gefördert werden kann.

Auch Hühnereiallergiker können geimpft werden

Die Hühnereiallergie ist kein Grund für Nicht-Impfung! Bedenken bestehen deshalb, weil bestimmte Impfstoffe produktionsbedingt Spuren von Hühnerei enthalten können. Das gilt beispielsweise für den Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff. Eine allergische Reaktion ist theoretisch zwar denkbar, kommt aber praktisch nicht vor. Weil ein sicheres Impfen auch mit Hühnereiallergie möglich ist, haben Fachgesellschaften dahingehend ganz offizielle Empfehlungen ausgegeben.

Foto: Hana Tasker on unsplash

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