KIDZ SKIN Andreas Weins Kinder- und Jugenddermatologe Ulm. Hautarzt 
 für Kinder im Raum Augsburg, Stuttgart und Günzburg.

VON ATYPISCHEN EKZEMEN

ODER: NICHT ALLES, WAS JUCKT, IST EINE NEURODERMITIS

Juckreiz ist ein Begleitphänomen vieler Hauterkrankungen, das vor allem auch die Skabies kennzeichnet: eine Infektion der Haut mit Krätzmilben.
Über die letzten Jahre hat nicht nur die Zahl der Skabiesfälle allgemein zugenommen, sondern vor allem auch hartnäckiger Fälle. Bedingt durch den quälenden Juckreiz, dem damit verbundenen Kratzen und Krustenbildung kommt es zu flächigen Hautausschlägen, die in ihrer Gestalt verschiedene Ekzeme vortäuschen können. So kommt es derzeit immer wieder vor, dass als Ursache eines solchen „atypischen Ekzems“ eine Milbenerkrankung und keine Allergie oder Neurdermitis identifiziert werden kann.
Als übertragbare Erkrankung ist eine gezielte Behandlung aller Betroffenen wichtig. Wir geben einen kleinen Überblick, was wichtig ist.

Die Übertragung der Skabies findet über enge Körperkontakte statt

Die Skabies wird primär durch direkten Haut-zu-Haut-Kontakt (>5 Minuten) übertragen, seltener über Textilien (Kleidung). Ein solch inniger Kontakt ist z.B. zwischen Mitgliedern einer Familie, Wohngemeinschaft oder engen Freunden / Partnern gegeben. Von einer kurzen Umarmung oder einem Händeschütteln geht dagegen in der Regel kein Risiko aus.
Enge Körperkontakte (Stillen, Körperpflege, kuscheln, Teilen eines Betts) sind vor allem auch bei der Betreuung von Säuglingen und Kleinkindern gegeben. Auch weil die Hornzellschicht von Säuglingen noch sehr viel dünner ist, sind sie sehr häufig besonders schwer betroffen. Aufgrund der recht starken entzündlichen Begleitreaktion können sich hier auch Knoten oder gar Blasen ausbilden.

Von Gängen und Tunnel – oder: wieso es so juckt

Auf der Haut angelangt, graben sich die Milben in die oberste Hautschicht (Hornzellschicht, Stratum corneum) ein und bilden dort tunnelförmige Gänge. Hierin bewegen sie sich fort, legen Eier und scheiden sogar Kotballen aus. Aus den Eiern schlüpfen nach 2 bis 3 Tagen Larven. Mit einer einmaligen Behandlung werden diese noch nicht geschlüpften Milben nicht erfasst – daher ist immer eine mehrtägige oder zwei-zeitige Behandlung notwendig – je nachdem, mit welchem Wirkstoff therapiert wird.
Die Milben lösen innerhalb der Haut eine Immunreaktion aus, die entzündlichen Veränderungen mit sich bringen: Schuppenden Hautrötungen, kleine Hautknötchen und -bläschen, wie sie beispielsweise auch bei verschiedenen Ekzemerkrankungen vorliegen können.

Diagnose: Die Milbengänge sind kennzeichnend für die Skabies

Die Diagnose einer Skabies erfordert eine gründliche Klinische Untersuchung der gesamten (!) Körperhaut. Mittels Dermatoskop (Auflichtmikroskop) lassen sich typische Veränderungen (Milbengänge, Milbenstrukturen) nachweisen. Milben stellen sich im Auflichtmikroskop als kleine Dreiecke dar. Sowohl zur Diagnosestellung, als auch zur abschließenden Kontrolle ist eine auflichtmikroskopische Untersuchung wichtig – denn nur so lässt sich über den Behandlungserfolg entscheiden.

Therapie und was darüber hinaus wichtig ist

Antiskabiosa, d.h. Mittel gegen Milben, werden in der Regel als Creme, Lotion oder Gel aufgetragen. Je nach Wirkstoff: an mehreren Tagen aufeinander (Crotamiton, Benzoylbenzoat) oder als zwei-zeitige Behandlung im Abstand von ca. 10 Tagen (Permethrin). Bei besonders stark oder hartnäckig betroffenen Fällen sind sogar innerliche Behandlungsoptionen gegeben.
Neben der Behandlung der Milben sind umfassende Hygienemaßnahmen erforderlich (Behandlung Kontaktpersonen, Textilien, Wohnraum), um eine Sanierung zu erreichen.
Weil es durch die Infektion und Milbenbefall, ebenso wie durch den Milbenzerfall im Zuge der Therapie zu einer Immunantwort kommt, ist eine Behandlung der begleitenden entzündlichen Hautveränderungen wichtig. Dieses peri- bzw. poststabiöse Ekzem kann genauso beschwerlich sein.
Daher kommen neben den Anti-Milben-Cremes auch antientzündliche und juckreizlindernde Cremes zur Anwendung – mindestens über einige Tage bis hin zu einige Wochen

Woran es oft scheitert

Weil zwischen Übertragung und ersten Symptomen einige Wochen vergehen können, unterziehen sich bis dato noch beschwerdefreie Kontaktpersonen keiner Therapie. So kommt es zu wiederkehrenden Infektionen (Ping-Pong-Infektionen).
Dazu stellt die Umsetzung der Hygienemaßnahmen – vor allem wenn viele Personen auf engem Raum wohnen- nicht selten eine Herausforderung dar.
Fehler bei der Therapie der Haut können z.B. sein: zu kurze Behandlungszeiten, zu kurze Einwirkungszeit der Cremes, Aussparen einzelner Hautareale (Fingerzwischenräume, Hautareale unterhalb der Nägel, u.a.). Beschrieben ist zudem eine Wirkminderung von Permethrin, ein allgemeines Resistenzproblem besteht jedoch nicht.

Foto: iStock

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