Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verlangen sowohl jedem einzelnen von uns, als auch uns als Gesellschaft einiges ab – vor allen Dingen aber den Familien und Kindern. Auch unser flächenmäßig größtes Organ, unsere Haut, ist angesichts der intensivierten Hygienemaßnahmen, besonderen Belastungen ausgesetzt: Häufiges Händewaschen und Desinfektionsmaßnahmen können die Barrierefunktion unserer Haut erheblich beeinträchtigen.
Der negative Einfluss von Wasser und Seife kann sich dabei nochmals verstärken: insbesondere dann, wenn die Haut wie im Kleinkindesalter allgemein noch besonders empfindlich ist, oder aber das Gleichgewicht der Haut aufgrund einer bestehenden Hauterkrankung, beispielsweise einer Neurodermitis, bereits gestört ist.
Seit Beginn der Coronapandemie stellen sich in meiner Sprechstunde nicht nur mehr Kinder und Jugendliche mit Handekzemen vor, auch erreichen mich immer wieder Anfragen aus Kindertageseinrichtungen und Kindergärten, was aus Sicht eines Kinderhautarztes empfohlen werden kann. Handekzeme gehen mit Hauttrockenheit und Schuppung, entzündlichen Rötungen, Juckreiz und teils auch Schmerzen einher und können dadurch die Lebensqualität des Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Meine Beobachtungen decken sich dabei mit den Ergebnissen einer Untersuchung des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD), die ebenfalls eine deutliche Zunahme von Handekzemen in den Hautarzt-Praxen nahelegen. Und auch international ist dieser Trend in Fachgruppen beschrieben worden.
Eines bleibt jedoch festzuhalten: Die Hygienemaßnahmen (Abstand halten [A], Hygiene [H], Alltagsmasken [A], Lüften [L]) haben in jedem Fall ihre Berechtigung und stehen keinesfalls zur Diskussion. Denn die AHA+L-Regeln gehören zu den Basismaßnahmen, wie wir uns selbst und andere in diesen Pandemie-Tagen schützen können. Maßnahmen der Handhygiene sind insbesondere deshalb von Bedeutung, weil gezeigt werden konnte, dass das SARS-CoV-2-Virus über einige Zeit auf Oberflächen infektiös bleiben kann. Durch einen Kontakt zwischen kontaminierten Händen und den zugänglichen Schleimhäuten (z.B. Nase) kann das Virus so weiterübertragen und eine Infektion erfolgen.
Mit Blick auf die Hautgesundheit sollten die AHA + L-Regeln allerdings um den Aspekt der Pflege (P) ergänzt werden – also: AHA + L + P. Zudem lassen sich mit Beachten einiger Aspekte bei der Handhygiene zusätzliche Belastungen für die Haut im Alltag vermeiden.
Inzwischen liegt eine Vielzahl an Empfehlungen zur Umsetzung von Handhygienemaßnahmen vor, unter anderem von Seiten des RKI, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie und auch der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Unter Berücksichtigung dessen kann für Kinder und Jugendliche folgendes empfohlen werden:
Hände unter fließendes Wasser halten und von gröberen Verschmutzungen reinigen
Mit anschließender Anwendung von waschaktiven Substanzen können anhaftende Verunreinigungen abgewaschen werden. Aus kinderdermatologischer Sicht empfohlen werden können hier so genannte ‚Syndets‘, die die Haut deutlich milder reinigen als herkömmliche Seife und weniger stark entfetten – was vor allem bei trockener oder bereits angegriffener Haut relevant ist.
Mit der Handwäsche erfasst werden sollen Handinnen- und –außenflächen, aber auch die Fingerzwischenräume, Fingerspitzen und die Fingernägel. Als Richtwert benennt die BZgA hierfür einen Zeitraum von mindestens 20 Sekunden, bevor die Waschsubstanzen von den Händen unter fließendem Wasser abspült und hiernach sorgfältig abgetrocknet werden. In öffentlichen Toiletten sind hierfür Einweghandtücher zu bevorzugen, mit denen auch ein Schließen des Wasserhahns möglich ist. Zu Hause kann anstelle dessen auch ein persönliches Handtuch hergenommen werden.
Die BZgA empfiehlt die regelmäßige Handwäsche in folgenden Situationen: Beim nach Hause kommen; nach dem Naseputzen, Niesen oder Husten; vor der Zubereitung von Speisen; vor dem Essen und nach dem Toilettengang; vor und nach dem Kontakt mit anderen Menschen, vor allem, wenn diese erkrankt sind; vor dem Anlegen und nach dem Ablegen der Mund-Nasen-Bedeckung.
Eine solche Vielzahl an Feucht- und Nasskontakten bedeuten für die kindliche Hautbarriere erheblichen Stress, denn mit jedem Händewaschen gehen auch Hautlipide und Feuchthaltefaktoren verloren. Weil diese essentiell für das Gleichgewicht der Haut sind, sollten diese konsequent durch rückfettende Cremes, möglichst ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe, zurückgeführt werden. Die mehrmals täglichen Pflegemaßnahmen sollten sich idealerweise nach jedem Händewaschen anschließen.
Die Anwendung alkoholischer viruswirksamer Händedesinfektionsmittel wird für Kinder weder in Kindergärten und –tagesstätten, noch in Schulen routinemäßig empfohlen. Entsprechend der Empfehlungen der DGPI kann diese jedoch bei Jugendlichen ab 10 Jahren unter unmittelbarer Aufsicht erwogen werden, insbesondere dann, wenn Kapazitäten zum Händewaschen fehlen. Eine generelle Empfehlung zur Händedesinfektion besteht jedoch auch für Schulkinder nicht. Anders bei Erwachsenen: Hier kann die gründliche Händedesinfektion bei fehlender sichtbarer Verunreinigung unabhängig der oben genannten Alltagssituationen aus dermatologischer Sicht (DDG) eine Alternative darstellen.
Unsere Haut schützt uns nicht nur vor dem Eindringen von Infektionserregern, sondern auch vor weiteren Umwelteinflüssen. Doch damit die Haut uns schützen kann, sollten auch wir unsere Haut schützen. Und das ist, wie man sieht, gar nicht so schwer.