Der Maulwurf der Haut
Es gibt Erkrankungen, über die nur selten gesprochen wird – gerade wenn sie besonders sensible Bereiche betreffen. Dies trifft für die Acne inversa zu. Sie zählt in doppelter Hinsicht zu den Maulwürfen in der Dermatologie: Zum einen aufgrund der Tatsache, dass sich hier unter der Haut entzündliche Knoten und Gänge ausbilden können, zum anderen aber weil sie oft –wie in Maulwurf- in cognito bzw. unerkannt bleibt. So wird die Acne inversa häufig erst in fortgeschrittenen Stadien erkannt, was die Behandlungsmöglichkeiten einschränkt. Was hat es mit diesem „Maulwurf der Haut“ auf sich?
Keine normale Akne
Früher nahm man an, dass der Acne inversa Entzündungen der Schweißdrüsen zugrunde liegen. Daher ist auch die Bezeichnung Hidradenitis suppurativa noch geläufig, obwohl sie streng genommen nicht korrekt ist. Und auch wenn die Erkrankung im Frühstadium (entzündliche Hautknötchen, Pustelbildung) an eine Akne erinnern kann, handelt es sich um keine „verrutschte“ Gesichtsakne, sondern eigenständige und sehr belastende Hauterkrankung.
Die Erkrankung entsteht vielmehr aus einem Zusammenspiel von:
· Verschluss von Haarfollikeln
· Dysbiose (Fehlbesiedelung mit Bakterien)
· Fehlregulierte Entzündungsreaktion
Betroffen sind vor allem sensible Areale
Von der Akne inversa betroffen sind vor allem Körperregionen betroffen, die Hautfalten aufweisen oder aneinander reiben: Leisten-, Achsel- oder Genitalbereich, seltener auch Areale außerhalb. Zu den Triggern zählen deshalb beispielsweise auch mechanische Reizung der Haut (z.B. durch Rasur, enge Kleidung) Übergewicht, sowie übermäßiges Schwitzen.
Die Erkrankung beginnt oft schon im Jugendalter
Die Acne inversa (AI) betrifft in erster Linie Erwachsene, gar nicht selten mit Beginn im Jugendlichenalter. Seltener sind auch Kinder betroffen. Die Acne inversa verläuft chronisch und schubartig. An der Haut zeigen sich wiederkehrende Knoten, Abszesse, später: gangartige Strukturen (Fisteln) und Vernarbungen. Die Abszesse sind in der Regel steril, das heißt nicht Ursache einer bakteriellen Infektion, was die Abszesse der Acne inversa von „normalen“ Abszessen unterscheidet. Dennoch tragen Bakterien, die überall auf unserer Haut zu finden sind, zu dem Entzündungsprozess bei, indem sie „Öl ins Entzündungsfeuer“ gießen.
Ein ganzheitlicher Blick ist gefragt
Bei wiederkehrenden Abszessbildungen ist eine weiterführende Abklärung wichtig – auch weil es neben der Acne inversa noch andere Krankheitsbilder mit ähnlichen Beschwerden gibt. Weil die Acne inversa mt anderen entzündlichen Prozessen (u.a. entzündliche Darmerkrankungen, Gelenkschmerzen) vergesellschaftet sein kann, ist ein ganzheitlicher Blick wichtig. Aufgrund von Schmerzen, Schamgefühlen (z.B. aufgrund nässender Abszesse, Geruchsbildung) und Stigmatisierung ist die Acne inversa eine große Belastung im Alltag und zieht erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität mit sich – in nahezu jedem Lebensbereich (Schule/Beruf, Freizeit, Partnerschaft / soziale Beziehungen).
Hit hard and early
Je nach Schweregrad der Erkrankung werden drei Stadien unterschieden. Deshalb, und auch weil unterschiedliche Prozesse zur Krankheitsentstehung beitragen basiert die Therapie auf verschiedenen Pfeilern – angepasst an den individuellen Verlauf und Ausprägungsgrad: Ziel einer gezielten Behandlung ist, ein Voranschreiten der Erkrankung aufzuhalten bzw. hinauszuzögern. Denn in fortgeschrittenen Stadien kommt es neben tunnelartigen Wundhöhlen auch zu flächigen Vernarbungen.
Die Behandlungsprinzipien
· Allgemeinmaßnahmen (Lebensstil, Bekleidung, Hautreinigung und –pflege)
· Medikamente (insbesondere: Antibiotika, Biologika)
· Chirugische Maßnahmen
Was kann man selbst konkret tun?
· Locker sitzende, atmungsaktive Kleidung
· Keine Trocken- / Nassrasur, sondern bei Bedarf: Laserepilation
· Milde, nicht reizende Körperpflegeprodukte, ggf. mit antiseptischen Zusätzen
· Lebensstil (z.B. Reduktion von Übergewicht)
Foto: Ahmad Kanbar on unsplash